Auszug aus der Homepage des Haller Taglatt

Bericht von ANDREAS DEHNE | 18.06.2014 – Haller Tagblatt

Mit freundlicher Genehmigung des Haller Tagblatt hier veröffentlicht


Improvisation und barocke Meister in der Urbanskirche

Einen zauberhaft barocken Musiksonntag erleben die Besucher in der Urbanskirche. Im Mittelpunkt steht Komponist Georg PhilipTelemann.

Katharina Andres photo

Solisten Katharina Andres (Straßburg) an der Barock-Oboe

Daniel Maurer,photo dm2

Professor Daniel Maurer (Straßburg) an der Mezler-Orgel der Urbanskirche aus dem Jahr 1778

Ungewöhnlicher Blick auf den Organisten Professor Daniel Maurer: Er sitzt im Wortsinne hinter dem Heiland. Links Katharina Andres an der Barock-Oboe. Foto: deh

Ungewöhnlicher Blick auf den Organisten Professor Daniel Maurer:
Er sitzt im Wortsinne hinter dem Heiland. Links Katharina Andres an der Barock-Oboe. Foto: deh

Was er spielte war vielen zu modern, wie er komponierte vielen nicht geheuer. Der Komponist des Barocks, Georg Friedrich Telemann, war ein Vielschreiber, der mehr komponierte als Händel und Bach zusammen. Er setzte Impulse und prägte damit die Musikwelt des 18. Jahrhunderts.

Die beiden Solisten Katharina Andres (Straßburg) an der Barock-Oboe und Professor Daniel Maurer (Straßburg) an der Mezler-Orgel der Urbanskirche aus dem Jahr 1778 stellen ihn im ersten Teil ihres hervorragenden Konzertes mit zwei seiner Werke einmal vor und einmal hinter die beiden Meister Händel und Bach. Von Telemann (Trio in Es -Dur) geht es zu Georg Friedrich Händel (Aria, Flight of Angels – nur Orgel) und Johann Sebastian Bach (Sonate g-Moll). Dann als Mittelpunkt dessen Lehrer Dietrich Buxtehude (Fuge C-Dur). Über Bach (Kantate „Bekümmernis“) und Händel (Menuet, Gigue) wieder zurück zum damals sehr umstrittenen Telemann (Die Anmut), dem vorgeworfen wurde, zu sehr nach dem Geschmack des Publikums zu komponieren.

Der zweite und weitaus kürzere Teil geht nahtlos weiter mit der Improvisation des mehrfach ausgezeichneten Professors aus Straßburg. Was er der Orgel und dem Publikum zumutet oder gekonnt präsentiert – je nach Standpunkt – kann man wirklich als Herausforderung an die Möglichkeiten der Orgel sowie die Hörgewohnheiten des Publikums formulieren. Moderner Barock oder barocke Moderne? Entsprechend widersprüchlich wird sein knapp siebenminütiges Werk vom zahlreich erschienenen Publikum aufgenommen und anschließend diskutiert. Ein weiteres Stück von Alessandro Marcello (Concerto D-Moll) und die Zugaben beenden den zauberhaft barocken Musiknachmittag. Der Freundeskreis der Urbanskirche hat erneut ein hervorragendes Konzert auf die Beine gestellt, dessen Kosten nur mit Spenden gedeckt werden sollen. Mit den beiden Solisten stehen zwei brillante Musiker auf der Empore, die zum Ausklang des bundesweiten Tages der Musik im warmen Licht des Spätnachmittags das Kleinod Urbanskirche von einer anderen Seite akustisch beleuchten. Besonders ungewöhnlich dabei der Blick auf den „Organisten“. Er sitzt im wahrsten Sinne des Wortes hinter dem Heiland. Beim Konzert sind nur wenige Plätze unbesetzt geblieben.